Studie: Finanzwissen der Deutschen unterdurchschnittlich

Viele Deutsche halten sich zwar für finanziell gebildet und gut informiert, schneiden aber doch eher schlecht ab, wenn ihr Finanzwissen getestet wird. Zu diesem Ergebnis kommt die IU Internationale Hochschule in einer Untersuchung zur finanziellen Bildung. 79,7 Prozent der Deutschen schätzen ihre finanzielle Bildung demnach als sehr gut bis eher gut ein. Bei einer repräsentativen Erhebung zu ihrem Finanzwissen erreichen sie aber nur 10,7 von 20 möglichen Punkten.

Die Kurzstudie „Finanzielle Bildung. Wie steht es um das Finanzwissen in Deutschland?“ deckt die Diskrepanz zwischen Selbsteinschätzung und Realität auf. Und sie zeigt, wo die Probleme liegen. Die Mehrheit der Deutschen (50,8 Prozent) fühlt sich durch ihre schulische Ausbildung in finanziellen Themen nicht ausreichend gebildet. Ein weiteres Problem: Geld-, Vermögens- und Einkommensthemen sind für viele Menschen in Deutschland leider immer noch ein Tabuthema. Die logische Folge: Wenn man über etwas wenig spricht, wird es umso schwerer, sich damit auseinanderzusetzen. „Für die finanzielle Bildung in Deutschland ist das suboptimal“, so Prof. Dr. Johannes Treu, Finanzbildungsexperte der Internationalen Hochschule und Studien-Mitautor.

Dass sich gerade junge Menschen zunehmend über Influencerinnen und Influencer zu finanziellen Entscheidungen verleiten lassen, sieht der Finanzexperte kritisch. „Ich sehe hier ein typisches Herdenverhalten: Informationen lassen sich über Social Media schnell und einfach verbreiten. Es findet aber oft keine fachliche Überprüfung der Informationen statt, und es werden viele positive Erfolgsnachrichten geteilt“, so Treu. Gerade der letzte Punkt sei aber gefährlich. Erfolge werden gepostet, Verluste häufig verschwiegen. „Er kann dazu verleiten, dass man das finanzielle Risiko unterschätzt oder sogar ignoriert, weil der Umgang mit Geld, Wertpapieren und Co so einfach und vielversprechend aussieht.“

Besonders bei jungen Menschen müsse finanzielles Wissen aufgebaut und Ängste abgebaut werden. Finanzielle Bildung müsse fest in der schulischen Ausbildung verankert werden, am besten in einem eigenständigen Fach und nicht als Randthema. Denn gerade in jungen Jahren können beispielsweise für die Altersvorsorge die größten Effekte erzielt werden.