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IPO: Wissenswertes rund um den Börsengang eines Unternehmens

8 Minuten Lesezeit
INHALTSVERZEICHNIS
Was bedeutet die Abkürzung IPO?
Motive: Darum gehen Unternehmen an die Börse
Der Ablauf eines IPO in vier Schritten
Listing und Settlement: Der Börsenstart
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Jasmin Ludwig
Finanzexpertin bei zaleo.
Ein IPO generiert vor allem Kapital. Expandieren, neue Geschäftsideen verfolgen, andere Unternehmen übernehmen – durch den Börsengang eröffnen sich für ein Unternehmen neue Möglichkeiten. Gleichzeitig ist der IPO ein komplexer, langwieriger und auch kostspieliger Vorgang. In diesem Ratgeber liest Du, warum Unternehmen an die Börse gehen, wie ein IPO funktioniert und warum es für Dich vorteilhaft sein kann, Aktien von Börsenneulingen zu handeln.
Das Wichtigste in Kürze:
  • IPO bedeutet Initial Public Offering und meint das erstmalige öffentliche Angebot von Wertpapieren eines Unternehmens an der Börse.
  • Mit dem erstmaligen Gang an die Börse erhalten externe Kapitalgeberinnen und -geber die Möglichkeit, in ein Unternehmen zu investieren. Sie generieren dadurch zusätzliche finanzielle Mittel, stärken also die Eigenkapitalquote des Unternehmens.
  • Zu keiner Zeit wirst Du so viel über ein Unternehmen erfahren, wie nach der Ankündigung seines geplanten Börsengangs. Wenn Du also vorhast, Aktien zu kaufen, kannst Du Dir diese Transparenz zunutze machen. Mit dem passenden Depot gelingt das übrigens ganz leicht!

Was bedeutet die Abkürzung IPO?

IPO bedeutet Initial Public Offering und meint das erstmalige öffentliche Angebot von Wertpapieren eines Unternehmens an der Börse, also das erste Listing einer Aktie. Im englischsprachigen Raum wird von stock market launch oder going public gesprochen. Der Gang an die Börse ist ein komplexer Vorgang und bedarf ausreichender Vorlaufzeit. Der Ablauf eines IPOs lässt sich in vier Schritte unterteilen:
  • Börsenreifetest und Wahl der Konsortialbank
  • Due Diligence: Risikoprüfung des IPO-Kandidaten
  • Bookbuilding-Verfahren
  • Zeichnung und Zuteilung der Aktien

Motive: Darum gehen Unternehmen an die Börse

Mit dem erstmaligen Gang an die Börse erhalten externe Kapitalgeberinnen und -geber die Möglichkeit, in ein Unternehmen zu investieren. Sie generieren dadurch zusätzliche finanzielle Mittel, stärken also die Eigenkapitalquote des Unternehmens. Dadurch kann das Unternehmen wachsen, zum Beispiel, indem es eine zukunftsweisende Geschäftsidee verfolgt, expandiert oder andere Unternehmen aufkauft.

Der Ablauf eines IPO in vier Schritten

Ursprünglich bedeutet „going public_“_ nichts anderes als die Änderung der Unternehmensform. Der IPO-Kandidat muss im Vorfeld seine Personengesellschaft in eine passende Gesellschaftsform umwandeln und einen Aufsichtsrat ernennen. Das ist die Grundvoraussetzung für den Börsengang. In Deutschland gibt es drei mögliche Gesellschaftsformen für Unternehmen, die an die Börse wollen: die Aktiengesellschaft (AG), die Europäische Gesellschaft (SE) oder die Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA).

Schritt 1: Börsenreifetest und Auswahl der Konsortialbanken

Der Börsenreifetest zielt nicht nur auf den rechtlichen Aspekt der Gesellschaftsform, sondern hat auch wirtschaftliche Komponenten. Konkret werden diese Punkte analysiert:
  • Aufstellung der Unternehmensdaten und -zahlen
  • Allgemeine Analyse der Stärken und Schwächen des Unternehmens
  • Branchen-, Produkt- und Wettbewerbsanalyse
  • Peer-Group-Vergleich mit Unternehmen, die schon börsennotiert sind
  • Analyse des aktuellen Börsenumfelds hinsichtlich Trends und Bewertungen
Good to know: Die wirtschaftlichen Komponenten müssen keinem konkreten Ziel entsprechen. Sind jedoch beispielsweise die Zahlen des Unternehmens gut oder bringt es innovative Produkte mit, ist es für potentielle Kapitalgeber und auch für Dich als Anlegerin oder Anleger attraktiver. Denn: Ein hoher Emissionspreis der Aktie sowie ein langfristiger Erfolg des Unternehmens sind dann wahrscheinlicher.

Aktien von Börsenneulingen kaufen: Das ist der Vorteil

Zu keiner Zeit wirst Du so viel über ein Unternehmen erfahren, wie nach der Ankündigung seines geplanten Börsengangs. Wenn Du also vorhast, Aktien zu kaufen, kannst Du Dir diese Transparenz zunutze machen. Mit dem passenden Depot gelingt das übrigens ganz leicht! In unserem Depotvergleich findest Du viele Anbieter mit günstigen Konditionen.

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Nachdem die Börsenreife festgestellt wurde, sucht das Unternehmen eine Konsortialbank. Ihre Aufgabe ist es, den IPO zu begleiten und zu unterstützen. Im sogenannten Beauty Contest können sich die interessierten Banken als Konsortialbanken bewerben. Der Contest funktioniert auch andersherum, etwa, wenn ein Unternehmen eine spezielle Bank als Konsortialführer gewinnen möchte.
Am Ende wählt das Unternehmen oft mehrere Banken als Konsortialbanken aus. Sie sind für alle Arbeiten im Zusammenhang mit der Emission zuständig. Dazu gehören beispielsweise die Erstellung des Börsenprospektes, die Antragstellung auf Börsenzulassung und Gespräche mit potentiellen Investoren (Marktsounding).
Konsortialbanken sind teuer!
Die komplexen und langwierigen Arbeiten rund um den Börsengang lassen sich die Konsortialbanken gut bezahlen. Das Unternehmen muss mit Kosten von ungefähr fünf Prozent des gesamten Emissionsvolumens rechnen.
In Zusammenarbeit mit dem IPO-Kandidaten legen die Emissionsbanken außerdem die Transaktionsstruktur des Börsengangs fest. Hierbei wird der Investorenkreis hinsichtlich Art und geographischer Herkunft abgeschätzt. Außerdem werden wichtige Rahmenbedingungen für den unmittelbaren Zeitraum nach dem Börsengang festgelegt. Zum Beispiel kann der Aktienkauf für das Management zunächst untersagt werden. So kommt der mögliche Vorwurf von Insiderhandel gar nicht erst auf.

Schritt 2: Due Diligience – die Risikoprüfung des IPO-Kandidaten

Einen erheblichen Teil der Börsengang-Kosten verursacht die Risikoprüfung, das sogenannte Due-Diligience, bei der das Unternehmen auf Herz und Nieren geprüft wird. Aufgrund der Komplexität dieser Prüfung wird sie von Anwältinnen, Anwälten, Wirtschaftsprüferinnen und -prüfern durchgeführt. Sie ist in zwei Bereiche unterteilt:
  • Legal Due Diligence: Die rechtlichen Risiken und Potenziale des Unternehmens werden ausgelotet.
  • Financial Due Diligence: Die organisatorischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten des IPO-Kandidaten werden umfassend durchleuchtet.
Auf Basis der Ergebnisse des Due Diligence wird der Research Report erstellt. Er dient vor allem den Großinvestorinnen und -investoren als Anhaltspunkt für Marktstellung, Marktpotential und den ungefähren Wert des Unternehmens. Außerdem ist er die Grundlage für die Equity Story, mit der der Börsengang erfolgreich vermarktet werden soll. Die Equity Story formuliert die Schlüsselkompetenzen, Erfolgsfaktoren und Perspektiven des Unternehmens und dient wiederum als Grundlage für den rechtlich verbindlichen Börsenprospekt. Das Papier zählt zu den Voraussetzungen für den Antrag zur Börsenzulassung bzw. für die Zulassung im gewünschten Börsensegment.

Bookbuilding – der Aktienpreis wird ausgelotet

Am Ende des Bookbuilding-Verfahrens steht die Festlegung des voraussichtlichen Emissionspreises. Die Konsortialbanken präsentieren dafür institutionellen Anlegern wie Investmentgesellschaften, Kreditinstituten, Versicherungen, aber auch Kirchen die Equity Story und den Research-Report. Das Ergebnis dieser Promotion-Tour ist die Festlegung der Bookbuilding-Spanne. Innerhalb dieser Spanne liegt der mutmaßliche Emissionspreis der Aktie.
Roadshows, oder: wie wichtig eine durchdachte IPO-Kommunikation ist
Der IPO muss beworben werden: Je erfolgreicher die Kommunikation, desto höher der spätere Wertpapier-Emissionspreis und desto höher auch die Verkaufschancen der Aktie. Unternehmen arbeiten deswegen eng mit Finanzjournalisten zusammen, schalten Werbung und fahren Roadshows, in denen der Vorstand das Unternehmen der Finanz-Community vorstellt.

Schritt 4: Zeichnung und Zuteilung der Wertpapiere –der Aktienhandel kann beginnen

Nach der Festlegung der Emissionspreisspanne beginnt die Zeichnungsfrist, die in der Regel auf eine bis zwei Wochen angelegt ist_._ Die Konsortialbanken bieten die Wertpapiere im Rahmen der Zeichnungseinladung nun öffentlich zur Zeichnung an. In diesem Zeitraum legen die Interessentinnen und Interessenten verpflichtend fest, wie viele Aktien sie zu welchem Maximalpreis erwerben möchten. In der Regel müssen mindestens 50 Aktien gezeichnet werden.
Anhand dieser Nachfrage wird der Emissionspreis ermittelt. Hast Du eine Order unter dem Emissionspreis aufgegeben, erhältst Du keine Aktien. Unter allen anderen werden die Aktien aufgeteilt. Sie zahlen exakt den Emissionspreis.
Tipp: Auch Du kannst Aktien zeichnen!
Willst Du als Privatanlegerin oder Privatanleger Aktien zeichnen, musst Du bei Deiner Bank eine so genannte Zeichnungsorder aufgeben. Üblicherweise zahlst Du dafür genauso viel wie bei einem regulären Wertpapierkauf. Allerdings kommst Du nicht automatisch zum Zug. Nur die Banken und Online-Broker haben ein garantiertes Kontingent, die Teil des IPO-Konsortiums sind.

Listing und Settlement: Der Börsenstart

Nachdem das Orderbuch geschlossen wurde, wird der Emissionspreis endgültig festgelegt und die Wertpapiere können in das Handelsregister eingetragen werden. Die Aktie kann nun an der Börse gehandelt werden. In diesem Zug wird auch der Börsenkurs festgestellt, die sogenannte Erstnotiz.
Die Konsortialbank verpflichtet sich nun für etwa einen Monat zur Kurspflege der Aktien. Das bedeutet erstens, die Liquidität der Aktien sicherzustellen, damit sie fortlaufend gehandelt werden können. Zweitens sollen allzu große Kursschwankungen vermieden werden. Wenn der Kurs der Aktie also fällt, werden Aktien gekauft. Steigt der Kurs, wird verkauft.

Mit Spacs schneller und günstiger an die Börse

Spacs (Special Purpose Acquisition Companies) haben im vergangenen Jahr einen regelrechten Boom erlebt. Über diese Alternative kommen Unternehmen schneller und günstiger an die Börse als mit einem klassischen IPO. Mehr zum Thema erfährst Du in unserem Ratgeber Spacs.
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