Kurs-Gewinn-Verhältnis: Basis der Aktienbewertung
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Das Wichtigste in Kürze:
- Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist ein wichtiger Bewertungsmaßstab für Aktien. Es wird berechnet, indem der aktuelle Aktienkurs durch den Gewinn je Aktie geteilt wird.
- Ein niedriges KGV deutet oft darauf hin, dass eine Aktie unterbewertet sein könnte, während ein hohes KGV darauf hindeuten kann, dass eine Aktie überbewertet ist. Es wird oft als Indikator für die relative Attraktivität einer Aktie gegenüber anderen verwendet.
- Das KGV ermöglicht es Anlegern, den Preis einer Aktie im Vergleich zu ihrem aktuellen Gewinn zu bewerten. Es kann auch helfen, potenzielle Renditen und Risiken zu bewerten. Um an der Börse handeln zu können, brauchst Du zunächst ein Depot. In unserem Depot-Vergleich findest Du das passende für Dich!
Mit dem KGV Aktien besser einschätzen
Börsenkurse schwanken – allein aus ihrem Kurs können Anlegerinnen und Anleger nicht bestimmen, ob es sich lohnt, eine Aktie zu kaufen oder nicht. Dann würden alle bei niedrigen Kursen kaufen und auf einen steigenden Wert hoffen. Doch sogleich stellt sich dann die Frage: Was ist denn ein niedriger Kurs? Verglichen womit denn überhaupt? Mit einem früheren Preis der Aktie? Um einen aktuellen Kurs besser einschätzen zu können, bedarf es weiterer Anhaltspunkte.
Kurs-Gewinn-Verhältnis: Definition und Beispiel
Und so können mit dem KGV, das deutet bereits der Name an, der Kurs einer Aktie und der Gewinn je Aktie in Beziehung zueinander gesetzt werden, indem der Aktienkurs durch den Gewinn geteilt wird. Als Gewinn wird dabei die – positive – Kursentwicklung eines zurückliegenden Zeitraums definiert, also zum Beispiel die Kursveränderung innerhalb des letzten Jahres.
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Allerdings sind die Zeiten, in denen Du Dich noch selbst mit Stift und Schreibblock hättest hinsetzen und das Kurs-Gewinn-Verhältnis berechnen müssen, vorbei. Wichtige Kennzahlen wie diese können heute rund um die Uhr auf den Webseiten von Online Brokern, Börsen oder Finanzdienstleistern eingesehen werden. Auch die Kurs-Gewinn-Verhältnise für Aktienindizes können abgerufen werden. Zum besseren Verständnis schadet ein Beispiel für eine Kurs-Gewinn-Verhältnis-Berechnung dennoch nicht.
Die Aktie eines Unternehmens notiert im Sommer bei 60 Euro. Im letzten Sommer stand sie noch bei 55 Euro. Die Aktie hat also innerhalb des letzten Jahres einen Kursgewinn von 5 Euro erzielt. Dividiert man nun den aktuellen Kurs von 60 Euro durch den zuletzt erzielten Gewinn von 5 Euro, erhält man ein KGV von 12. Doch was lässt sich daraus ablesen? Eine Interpretation der Kennzahl ist zum Beispiel, dass es bei derzeitiger Entwicklung 12 Jahre dauern würde, bis das untersuchte Unternehmen den Wert, der in seinen Aktien steckt, als Gewinn erwirtschaftet. Diese Interpretation veranschaulicht ganz gut, dass das KGV möglichst niedrig sein sollte. Eine Aktie ist günstig, wenn sie ein niedriges KGV aufweist, denn – so die gängige Interpretation – sie hat in der Vergangenheit in kurzer Zeit hohe Gewinne erzielt.
Kurs und Gewinn
Die Kennzahl setzt die Ansicht voraus, dass der Gewinn eines Unternehmens und der Kurs einer Aktie zusammenhängen. Tatsächlich tun sie das oft aber nicht. Ein gutes Beispiel sind schnell wachsende Unternehmen der Technik- oder IT-Branche, deren Aktienkurse mitunter sehr stark steigen – und das, obwohl sie vielleicht immer noch rote Zahlen schreiben. Solche Beispiele zeigen, dass, allein anhand des KGV Aktien zu kaufen, keine gute Idee ist.
Bewertung von Aktien: KGV und Rendite
Eine Renditeerwartung lässt sich aus dem KGV demnach nicht direkt ableiten. Das wäre schon allein deshalb schwierig, weil sich das KGV ja stets nur auf ein vergangenes Jahr bezieht und der Kurs in dieser Zeit von vielen vorübergehenden Faktoren abhängt, die nicht direkt mit dem Gewinn des Unternehmens zusammenhängen, etwa politische Entscheidungen oder Zinsentwicklungen. Und was die Zukunft in solchen Bereichen bringt, kann man mit dem KGV nicht erfassen.
Shiller-KGV
Wer Aktien mit dem Kurs-Gewinn-Verhältnis bewerten möchte, sollte sich daher immer längere Zeiträume ansehen. So können auf vielen Webseiten die Kennziffern gleich für mehrere Jahre abgerufen werden. Dabei fällt auf, dass das KGV von Jahr zu Jahr extrem schwanken kann. Der Ökonom Robert Shiller hat aus diesem Grund ein 10-Jahres-KGV entworfen, das den mittleren Gewinn eines Unternehmens in den vergangenen zehn Jahren als Grundlage verwendet. Kurzfristige Einflussfaktoren werden mit dem Shiller-KGV weniger dominant. Insbesondere diejenigen, die für längere Zeit anlegen möchten, sollten mit einem langfristig betrachteten Kurs-Gewinn-Verhältnis Aktien bewerten.
Was ist teuer, was ist günstig?
Aus einem KGV lässt sich nicht direkt ableiten, ob eine Aktie nun teuer oder günstig ist. Es lässt sich keine Grenze ziehen, wonach Kurs-Gewinn-Verhältnise zum Beispiel über zehn teuer sind und unter zehn günstig. Ein niedriges KGV bedeutet nicht automatisch, dass eine Aktie gekauft werden sollte, genauso wenig, wie ein hohes KGV nicht zwangsläufig vom Kauf abhalten sollte. Beispiel deutsche Aktien: Das Durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis des DAX in den vergangenen 30 Jahren liegt bei 19. Derzeit (Februar 2024) steht das KGV ungefähr bei 12,95, wobei die Aktien der Lufthansa ein KGV von knapp 5 und die Aktien von adidas hingegen ein KGV von knapp 34 haben. Wer zur Bewertung eines Unternehmens das KGV heranzieht, sollte also zusätzlich auch andere Daten betrachten. Allein betrachtet ist es wenig aussagekräftig. Erst wenn auch andere wirtschaftliche Daten überzeugen, sollte ein langfristig niedriges KGV die Kaufentscheidung positiv begünstigen. So vermeidet man eine vorschnelle Geldanlage in Wertpapiere, die nur scheinbar günstig sind.
Das KGV als Teil der Fundamentalanalyse
Das KGV zeigt also lediglich an, ob eine Aktie gemessen an ihrer bisherigen Rendite momentan günstig oder teuer gekauft werden kann. Ob sie damit auch fair bewertet ist, lässt sich aus dem KGV allein nicht so ohne weiteres ermitteln. Vielmehr sollte das KGV in die Fundamentalanalyse eingebettet werden.
Wer betriebswirtschaftliche Daten eines Unternehmens (zum Beispiel offene Forderungen oder die Summe von Investitionen) und das Marktumfeld der Branche in seine Analyse einbezieht, kann besser einschätzen, ob eine Aktie nur günstig oder auch fair bewertet ist. Fair ist eine Aktie dann bewertet, wenn sie trotz guter wirtschaftlicher Daten des Unternehmens ein relativ niedriges KGV über mehrere Jahre hinweg aufweist.