MACD: Trading-Signale berechnen
18.06.2024
8 Minuten Lesezeit
Das Wichtigste in Kürze:
- Der MACD (Moving Average Convergence Divergence) ist ein Indikator, der durch die Differenz zweier exponentiell gleitender Durchschnitte berechnet wird und sowohl als Trendfolge-Indikator als auch als Oszillator dient. Er hilft dabei, den Trend eines Aktienkurses anzugeben und mögliche Trendwenden zu erkennen.
- Der MACD generiert Kauf- und Verkaufssignale, wenn er seine Signallinie schneidet. Divergenzen zwischen dem Aktienkurs und dem MACD können auf bevorstehende Trendumkehrungen hinweisen. Das MACD-Histogramm ergänzt diese Signale durch die Darstellung des Abstands zwischen der MACD-Linie und der Signallinie.
- Um Fehlsignale zu minimieren, wird empfohlen, den MACD auf Wochenbasis zu verwenden, Signale auf verschiedenen Zeitperioden zu überprüfen, den Abstand zur Nulllinie zu beobachten und zusätzliche technische Indikatoren in die Analyse einzubeziehen. Wenn Du auch in Aktien investieren möchtest, sieh Dich in unserem Depot-Vergleich um!
Was ist der MACD?
Der MACD ist ein Indikator für das Zusammen- bzw. Auseinanderlaufen des gleitendenden Durchschnitts. Entwickelt wurde er von dem Anlagestrategen und Buchautoren Gerald Appel und im Jahr 1979 das erste Mal der Öffentlichkeit vorgestellt. Der MACD berechnet sich aus der Differenz zweier exponentiell gleitendender Durchschnitte und ist Trendfolge-Indikator und Oszillator zugleich.
Dafür steht „MACD“
- MA = Moving Average (gleitender Durchschnitt)
- C = Convergence (Zusammenlaufen)
- D = Divergence (Auseinanderlaufen)
Trendfolge-Indikator und Oszillator – der MACD ist beides
In der Chartanalyse unterscheidet man zwischen Oszillatoren und den oft auch einfach nur Trendindikatoren genannten Trendfolge-Indikatoren.
Der MACD als Trendfolge-Indikator: Durch seinen Richtungsverlauf gibt der MACD den Trend eines Aktienkurses an. Ein negativer MACD zeigt einen Abwärtstrend, ein positiver einen Aufwärtstrend. Gleichzeitig kannst Du ablesen, wie stark die jeweilige Bewegung ist.
Der MACD als Oszillator: Durch das Histogramm kannst Du außerdem erkennen, ob und wann vermutlich eine Trendwende im Kursverlauf eintritt.
Gleitende Durchschnitte – die Basis des MACD
Wenn Du verstehen willst, wie der MACD funktioniert, musst Du wissen, was ein gleitender Durchschnitt ist.
Gleitender Durchschnitt = Mittelwert eines Aktienkurses in einem definierten Zeitraum.
Gleitend ist der Durchschnitt deshalb, weil er wandert: Mit jedem neuen Schlusskurs fällt der älteste Kurswert raus. So wird der Durchschnitt aktuell gehalten.
Funktion: Durch die Berechnung des Mittelwerts kannst Du Trends besser erkennen und einschätzen.
- Aufwärtstrend: Der Aktienkurs liegt über der errechneten Durchschnittslinie.
- Abwärtstrend: Der Aktienkurs liegt unter der errechneten Durchschnittslinie.
Kauf- bzw. Verkaufssignal: Die Durchschnittslinie schneidet die Kurslinie nach unten bzw. nach oben.
Gleitende Durchschnitte (GDs)
Gleitende Durchschnitte glätten den Kursverlauf einer Aktie. Dadurch können Handelssignale leichter ermittelt werden.
So berechnest Du den MACD
Zur MACD-Berechnung ermittelst Du die Differenz zweier exponentiell gleitender Durchschnitte (Exponential Moving Avarage, kurz: EMA). Die beiden Durchschnittslinien ergeben sich aus einer längeren langsamen (slow-Linie) sowie einer kürzeren schnellen Zeitperiode (fast-Linie) eines Aktienkurses. Hast Du die beiden Linien ermittelt, subtrahierst Du den längeren exponentiell gleitenden Durchschnitt vom kürzeren; so erhältst Du die MACD-Linie.
So stellst Du den MACD ein
Gerald Appel verwendete ursprünglich folgende Einstellungen für den MACD:
Fast-Linie: Kursbetrachtung über 12 Perioden
Diese Einstellungen des technischen Indikators werden in Fachkreisen noch heute empfohlen. Die Perioden sind allerdings keineswegs fix. Du kannst sie je nach Bedarf anpassen.
MACD-Strategien: So handelst Du mit dem MACD
Die MACD-Linie pendelt um ihren Mittelwert, die Nulllinie. Liegt der MACD unter der Nulllinie, spricht man von einem negativen Momentum, liegt er darüber, von einem positiven. Dabei gilt: Je größer der Abstand des MACD zu seiner Nulllinie, desto ausgeprägter ist der Trend.
Umgekehrt bedeutet das: Steigt der MACD im negativen Bereich, also unterhalb der Nulllinie, an, kannst Du auf ein Nachlassen des Abwärtstrends schließen. Dasselbe gilt für einen Aufwärtstrend: Sinkt der MACD im positiven Bereich, nähert er sich der Nulllinie also von oben an, kannst Du davon ausgehen, dass sich der Aufwärtstrend des Kurses abschwächt.
Trading-Signale durch Divergenz-Analyse
In manchen Fällen kommt es dabei zu Divergenzen. Das bedeutet: Es kommt vor, dass der Aktienkurs noch steigt, während der MACD bereits sinkt. Das gleiche gilt andersherum: Manchmal sinkt der Kurs weiter, der MACD befindet sich jedoch bereits in einer Aufwärtsbewegung.
Diese Divergenzen sehen viele Börsenprofis als Warnsignal. Es ist Zeit, dass Du Dich auf mögliche Szenarien wie eine Trendumkehr vorbereitest und entsprechend handelst.
Die Bedeutung der Signallinie
Tatsächliche Kauf- bzw. Verkaufssignale werden generiert, wenn der MACD seine Signallinie schneidet. Diese Linie wird oft Trigger genannt und ist ebenfalls ein exponentiell gleitender Durchschnitt. Sie wird auf Basis einer 9er Periode der MACD-Linie berechnet.
Handelssignale: Schneidet der MACD den Trigger von unten nach oben, ist das ein Signal für den Aktienkauf. Schneidet er ihn von oben nach unten, liegt ein Verkaufssignal vor.
Das MACD-Histogramm
Im MACD-Histogramm werden die Trendindikator- und die Oszillator-Funktion des MACD vereint. Es misst den Abstand zwischen der MACD-Linie und der Signallinie und stellt ihn als Balkendiagramm dar.
Manche Chartanalysten halten das Histogramm für wenig aussagekräftig und vernachlässigen es in ihrer Analyse. Andere dagegen sehen in ihm eine zusätzliche Bestätigung der MACD-Signale und nutzen es entsprechend gern.
So liest Du das Histogramm
Die Balken sind rot eingefärbt: Der MACD tendiert abwärts.
Die Balken sind grün eingefärbt: Der MACD tendiert aufwärts.
Handelssignal: Die Überschneidung von Signallinie und MACD-Linie wird durch einen Farbwechsel im Histogramm dargestellt. Ändert sich also die Farbe, solltest Du kaufen bzw. verkaufen.
4 Tipps zur Vermeidung von Fehlsignalen
Der MACD hat nicht immer Recht, das wissen auch Börsenprofis. Diese vier Tipps können Dir helfen, das Risiko von Fehlsignalen so gering wie möglich zu halten:
- Erstens: Verwende den MACD mindestens auf Wochenbasis. Chartanalysten sind sich einig, dass der MACD wesentlich weniger Fehlsignale gibt, wenn er nicht auf Tagesbasis, sondern auf Wochen- oder Monatsbasis verwendet wird. Daytrader sollten sich also bei ihrer Analyse am besten nicht nur auf den MACD verlassen.
- Zweitens: Überprüfe das Signal. Wenn der MACD sowohl im Tageschart als auch im Wochen- oder Monatschart dasselbe Signal anzeigt, ist die Wahrscheinlichkeit eines Fehlsignals laut Chartanalysten deutlich geringer. Zur Sicherheit sollten Trader das MACD-Signal für die gehandelte Zeitperiode also immer mit der darüberliegenden Periode abgleichen.
- Drittens: Beobachte den Abstand von MACD-Linie und Nulllinie. In der Regel gilt: Je weiter der MACD von der Nulllinie entfernt ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Gegenbewegung, also einer baldigen Trendumkehr.
- Viertens: Achte auf zusätzliche Signale. Wenn der MACD Signallinie und Nulllinie gleichzeitig schneidet, wird das Kauf- bzw. Verkaufssignal bestätigt.
Traden mit dem MACD: Sinn und Unsinn
Der MACD ist heute in nahezu jedes Softwarepaket und Analysetool der technischen Chartanalyse integriert. Bei fachgerechter Anwendung soll er zu den zuverlässigsten Indikatoren der technischen Chartanalyse gehören.
Trotzdem hat er einige Nachteile.
- Du handelst immer ein Stück weit die Vergangenheit, weil der MACD mittels nachlaufender gleitender Durchschnitte berechnet wird.
- Die Trendwenden, auf die der MACD hinweist, müssen nicht zwangsläufig auch eintreten. Die Signale sind höchstens Warnsignale.
Wie solltest Du den MACD also verwenden?
- Stoße Deine Aktien nicht sofort panisch ab, wenn der MACD auf eine künftige Trendumkehr hinweist. Behalte lieber die Kursentwicklung genau im Auge. So kannst Du bei einer tatsächlich eintretenden Trendumkehr schnell reagieren.
- Verlasse Dich nicht allein auf die Signale des MACD. Ergänze Deine Analyse zum Beispiel mit Chartmustern oder weiteren technischen Indikatoren wie dem Ichimoku-Kinko-Hyo oder dem Heikin-Ashi oder verwende zusätzlich die Fundamentaldaten der jeweiligen Aktiengesellschaft.