MSCI World: Der eine für alle Fälle
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Das Wichtigste in Kürze
- Der MSCI World Index zeigt wie es um die wichtigsten Unternehmen der Welt steht.
- Die Anteile einzelner US-amerikanischer Unternehmen am Index sind riesig. Zum Vergleich: Alle deutschen Unternehmen zusammen kommen auf einen Anteil von nicht ganz 2,4 Prozent.
- Um in den MSCI World Index investieren zu können, brauchst Du zunächst ein Depot. In unserem Vergleich wirst Du fündig!
Auf kaum einen Aktienindex wird so oft geschaut wie auf den MSCI World. Der Index zeigt – verdichtet in eine einzige Zahl, die minütlich aktualisiert wird – wie es um die wichtigsten Unternehmen der Welt gerade steht. Geht es den Unternehmen gut, geht es der Weltwirtschaft gut: So der berechtigte Gedanke dahinter. Denn der MSCI World Index ist ein Riese, was die Anzahl von Aktien betrifft, die er zusammenfasst.
Und das macht den Index auch für Anleger interessant. Denn weil er so viele verschiedene Unternehmen aus mehreren Ländern und Branchen umfasst, streut er Verlustrisiken sehr breit. Dadurch sinkt das Gesamtrisiko. Und das bedeutet auf lange Sicht auch höhere Renditechancen. Das Mittel der Wahl sind börsengehandelte Indexfonds, deutsch für Exchange Traded Funds, kurz: ETF.
Die Basics zum MSCI World: Zusammensetzung, Entwicklung, Factsheet
Doch was ist der MSCI World eigentlich genau? Der MSCI World ist ein Aktienindex, der seit 1968 vom US-amerikanischen Finanzdienstleister Morgan Stanley Capital International (MSCI) herausgegeben wird. Um den Index zu berechnen, trägt MSCI die Börsenwerte aller im Index enthaltenen Unternehmen zusammen. Welchen Anteil am Index ein Unternehmen hat, ergibt sich dabei aus der Marktkapitalisierung des Unternehmens. Vereinfacht kann man sagen: Je höher der Kurswert einer Aktie und je mehr Aktien eines Unternehmens an der Börse handelbar sind, desto größer ist das Gewicht dieses Unternehmens im MSCI World Index.
Derzeit befinden sich rund 1600 Unternehmen aus 23 Industrieländern in dem Index. Den weitaus größten Anteil machen dabei US-amerikanische und europäische Unternehmen aus. Die USA ist zum Beispiel derzeit mit mehr als 60 Prozent Anteil am Index vertreten. Die wichtigsten Branchen im Index sind Informations- sowie Telekommunikationstechnologie, Finanzdienstleistungen und die Gesundheitsbranche.
Die Top 10 Unternehmen im MSCI World
Die Anteile einzelner US-amerikanischer Unternehmen am Index sind riesig. Zum Vergleich: Alle deutschen Unternehmen zusammen kommen auf einen Anteil von nicht ganz 2,4 Prozent. Allein die Firma Microsoft hat damit also ein größeres Gewicht im Index als Deutschland. Einmal im Quartal überprüft MSCI die Zusammensetzung des Indexes. Dann können neue Unternehmen aufgenommen und schwächelnde ausgeschlossen werden.
Ein Index, drei Varianten
Streng genommen gibt es drei MSCI World Indizes: den Kurs-Index, den Brutto-Index und den Netto-Index. Der Kursindex spiegelt die Wertentwicklung der Aktientitel wider, berücksichtigt Dividenden jedoch nicht. Der Wert ausgezahlter Dividenden verschwindet also aus dem Index. Anders beim MSCI-World-Brutto-Index. Hier werden die Dividenden eingerechnet. Deswegen spricht man auch von einem Total-Return- bzw. Performance-Index. Der MSCI-World-Netto-Index schließlich funktioniert wie die Brutto-Variante, jedoch werden Quellensteuern aus dem Ergebnis abgezogen.
Das Factsheet zum MSCI World
MSCI gibt regelmäßig aktuelle Informationen zur Zusammensetzung und Entwicklung des Indexes heraus. Im Factsheet zum MSCI World erfährst Du die wichtigsten Fakten zum Index aus erster Hand.
Aufstieg und Kursstürze: Die Entwicklung des MSCI World
Am MSCI World kann man die langen Aufs und kurzen Abs der globalen Wirtschaftsentwicklung ablesen. In den 40 Jahren zwischen 1979 und 2019 stieg der Wert des Indexes um das 17-fache. Doch auch die großen Schnitzer – das Platzen der Dotcom-Blase 2000 und die Immobilien- und anschließende Finanzkrise ab 2007 – zeigen sich im Kursverlauf des Indexes. In beiden Fällen brauchte der MSCI World etwas über sechs Jahre, um seinen Vorkrisen-Wert wieder zu erreichen. Auch die Corona-Krise hat im Index ihre Spuren hinterlassen. Im Februar und März 2020 verlor der Index fast 35 Prozent, erholte sich jedoch schnell und erreichte bereits im September 2020 einen neuen vorläufigen Höchststand. Allen Krisen zum Trotz: Der allgemeine Trend geht aufwärts.
Eine Benchmark zum Verzweifeln
Fondsmanager versuchen tagtäglich, mit ihren Fonds die Performance des MSCI World zu schlagen. Richtig rentabel, so ihr Gedanke dabei, ist ein Fonds erst, wenn er sich besser entwickelt als die Wirtschaft im Allgemeinen – sonst könnte man ja auch gleich auf die setzen. Doch Studien des Analysehauses Morningstar zeigen immer wieder, dass den wenigsten Fondsmanagern dieses Unterfangen auch gelingt. Meistens fallen die Renditen der aktiv gemanagten Fonds hinter die der Benchmark MSCI World zurück. Ein wichtiger Grund: Das aktive Management eines Fonds kostet viel Geld; Geld, das in Form von Gebühren über die Anleger wieder reingeholt werden soll. Selbst wenn ein Fonds eine ähnlich starke Performance wie der MSCI World hat – sind erst einmal die fälligen Gebühren abgezogen, bleibt für die Anlegerinnen und Anleger meist weniger Rendite über, als der Index erzielt hat. Diese Diskrepanz wird noch deutlicher, wenn man einen längeren Vergleichszeitraum wählt. Über Zeiträume von zehn und mehr Jahren schafft es kaum ein Aktienfonds noch, den MSCI World zu übertreffen.
Wenn Billionen von Dollar von Wall-Street-Managern verwaltet werden, die hohe Gebühren verlangen, werden es in der Regel die Vermögensverwalter sein, die enorme Gewinne machen, und nicht die Kunden.
Der Ausweg: ETFs auf den MSCI World Index
Sechs Jahre, bis sich der MSCI World nach einer Krise erholt? Zehn Jahre, bis Fondsmanager kaum noch eine Chance haben gegen den Index? Hinter diesen Zahlen steckt eine wichtige Aussage. Denn beide Zahlen zeigen, wie wichtig es ist, bei der eigenen Investition einen langen Anlagezeitraum zu wählen. Selbst wer einen Tag vor Ausbruch der Immobilienkrise in breit aufgestellte Fonds – nicht in Einzelaktien – investiert hat, gelangte nach sechs Jahren wieder in die Gewinnzone.
Das Beispiel der Dotcom-Blase zeigt auch, dass eine Anlage sich nicht auf eine einzelne Branche versteifen sollte. Im Zuge der Dotcom-Krise sind unzählige IT- und Kommunikationsfirmen komplett vom Markt verschwunden. Die allgemeine wirtschaftliche Erholung danach erlebten diese Aktien nicht mehr. Neben einem langen Anlagezeitraum ist es also wichtig, breit über viele verschiedene Märkte und Branchen hinweg zu investieren. Beide Ziele können mit ETFs auf den MSCI World erreicht werden.
Großes Angebot an ETFs
Die hohe Relevanz einerseits und die – zumindest von Fondsmanagern – fast unschlagbare Performance des Indexes hat dazu geführt, dass es inzwischen 17 MSCI-World-ETFs von verschiedenen Investmentgesellschaften gibt, in die Anleger an der Börse investieren können. Und obwohl diese ETFs alle denselben Index abbilden, bedeutet das nicht, dass alle die gleichen Ergebnisse erzielen. Für diese Abweichungen sind Unterschiede in der Konstruktion der ETFs einerseits und bei der Gebührenlast andererseits verantwortlich.
Die fünf größten MSCI-World-ETFs auf dem Markt
Sicher ist sicher – mehr ist mehr
Ein großes Fondsvolumen ist einer der Aspekte, auf die Du bei der Wahl eines geeigneten ETFs auf den MSCI World achten solltest. Aber warum? Erstens steigt mit der Größe des Fonds auch die Liquidität. Und eine hohe Liquidität bedeutet niedrigere Transaktionskosten beim Handel der ETF-Anteile. Ein zweiter wichtiger Vorteil: Abgesehen von günstigeren Transaktionsgebühren liegen die Fixkosten für die Fondsverwaltung bei großen und kleinen Fonds etwa gleichauf. Bei kleinen Fonds jedoch werden die Verwaltungskosten auf viel weniger Anlegerinnen und Anleger verteilt. Bei großen Fonds sinken also tendenziell die Gebühren für den Einzelnen. Die oben abgebildeten MSCI-World-ETFs sind alle ausreichend groß, damit Du von diesen Vorteilen profitieren kannst.
Aufgepasst!
Sehr kleine ETFs sind oft auch erst kurz am Markt. So „junge“ ETFs werden meist nach einem Jahr nochmal von der Fondsgesellschaft bewertet. Bei negativer Bewertung kann es sein, dass ein solcher ETF dann geschlossen wird: Nicht gut für Deine Anlage. Das im Fonds investierte Vermögen wird zwar anteilig an die Anleger zurückgezahlt. Du musst in der Folge jedoch neue Anteile eines anderen ETFs kaufen – und das bedeutet zusätzliche Gebühren. Ein sehr junger und kleiner MSCI-World-ETF ist etwa der 2019 aufgelegte UBS ETF (IE) MSCI World UCITS ETF (USD) A-acc.
Alle Kosten in einer Zahl: die TER
Nicht immer sind große ETFs günstiger, doch zumindest haben Fondsgesellschaften bei größeren Fonds mehr Spielraum für Gebührensenkungen – auch, um im Wettbewerb mit anderen Investmentgesellschaften bestehen zu können. Die TER, kurz für Total Expense Ratio, verdichtet sämtliche Kosten, die für Anlegerinnen und Anleger eines ETFs innerhalb eines Jahres entstehen können, in einer einzigen Zahl. Je niedriger der Wert, desto günstiger. Die TER ist ein Prozentsatz, der auf das Volumen der eigenen ETF-Anteile angewendet wird. Hast Du MSCI-World-ETF-Anteile im Wert von 10.000 Euro auf Deinem Depot und die TER beträgt 0,5 Prozent, zahlst Du also jährlich 50 Euro für Deine Anteile. Generell lässt sich feststellen, dass sehr viele ETFs – auch jenseits des MSCI World – über eine TER von weniger als 1 Prozent verfügen. Manche Fonds produzieren sogar lediglich Kosten von 0,1 Prozent und darunter.
Ausschütten oder thesaurieren?
Diese Frage hat weder mit umgekippten Weingläsern noch mit Synonymen zu tun. ETFs – so auch die auf den MSCI World – gibt es grundlegend in zwei Varianten: thesaurierende und ausschüttende. Letztere zahlen mehrmals jährlich Dividenden an die Anleger aus. Thesaurierende ETFs hingegen reinvestieren diese Dividenden postwendend wieder in den ETF. Das hat den Vorteil, dass dadurch ein positiver Zinseszins-Effekt entsteht, mögliche künftige Gewinne also noch stärker steigen würden. Der oben genannte größte MSCI-World-ETF von iShares ist zum Beispiel ein thesaurierender Fonds.
Vereinheitlichung der Steuer bei ETF-Anlagen
Bis 2018 war die steuerliche Situation bei ETF-Anlagen sehr verwirrend. Ausschüttende und thesaurierende (aber auch synthetische und physische) ETFs wurden unterschiedlich steuerlich behandelt. Mit dem Investmentsteuergesetz von 2018 wurde diese Praxis beendet und die Behandlung vereinheitlicht.
Langfristig mit dem MSCI World sparen
Wir haben es bereits angesprochen: ETFs auf den MSCI World sind eher langfristige Anlagen. Deswegen sind Faktoren wie Fondsgröße, TER und die Verwendung von Dividenden so wichtig. Nun hat natürlich nicht jeder genug Geld auf der hohen Kante, um ein paar Tausend Euro in einen ETF zu investieren. Eine Möglichkeit, auf die Du dann ausweichen kannst, sind ETF-Sparpläne. Damit sparst Du in monatlichen Raten, bei denen Du Stück für Stück mehr Anteile des ETFs kaufst – so wie es Dein Geldbeutel zulässt.
Sparpläne sind kein Börsenprodukt, nur die ETFs, die dafür verwendet werden. Vielmehr richten Online-Broker, Banken oder neuerdings auch Robo-Advisor Sparpläne ein, die Du dann über Dein Depot abschließen kannst. Wenn Du Dich dafür interessierst, solltest Du darauf achten, welche Ordergebühren der Broker für einen Sparplan erhebt und wie hoch die Mindestrate ist, die Du regelmäßig besparen musst. Sehr günstige oder gänzlich kostenlose Sparpläne auf MSCI-World-ETFs bieten etwa folgende Online-Broker:
MSCI berechnet viele verschiedene Indizes, aus denen sich entsprechend auch verschiedene Entwicklungen ablesen lassen. Der MSCI World betrachtet die entwickelten Märkte der Industrienationen. Dabei hat er den gesamten Globus im Blick und teilt die Länder in verschiedene geografische Regionen ein. Daneben gibt es aber noch weitere Indizes von MSCI, die ebenso die Regionen des gesamten Globus abbilden – nur eben nicht die Industriestaaten, sondern Schwellen- und Grenzländer.
Der MSCI Emerging Markets umfasst dementsprechend aktuell ca. 1400 Unternehmen aus 24 Schwellenländern wie China, Taiwan und Brasilien. Der MSCI Frontier Markets wiederum spiegelt die Entwicklung wichtiger Grenzländer wider. Aktuell sind 29 Länder wie z. B. Vietnam, Kroatien und Marokko enthalten. Übrigens: Der MSCI ACWI (All Countries World Index) umfasst sowohl die Unternehmen des World als auch die des Emerging Markets Indexes.
Unsere Top 3-Depots
Ärger mit Südkorea
Die Einteilung der in den Indizes vertretenen Länder in die Kategorien Industrie-, Entwicklungs- und Grenzstaaten bleibt nicht immer ohne Widerspruch. So warb etwa Südkorea dafür, als Industriestaat geführt und damit in den MSCI World aufgenommen zu werden. MSCI entschied dagegen. Südkorea ist damit auch weiterhin Teil des MSCI Emerging Markets. Andere Index-Anbieter wie FTSE und S&P führen das Land hingegen seitdem als Industriestaat.
Die Alternativen zum MSCI World
Nicht nur MSCI bietet einen Index, der breit aufgestellt – global, branchenübergreifend und mit sehr vielen Aktientiteln – die Entwicklung der Wirtschaftskraft der Industriestaaten abbildet. Es gibt Alternativen von anderen Anbietern. Auch in diese Indizes kannst Du per ETF investieren.
- FTSE Developed World Index: Der Index hat eine ähnliche Ausrichtung wie der MSCI World, ist jedoch mit seinen mehr als 2000 Aktientiteln aus 25 Industriestaaten noch breiter aufgestellt.
- Dow Jones Global Titans: Der Index bildet Unternehmen weltweit ab, ist aber mit nur 50 Aktientiteln sehr eng abgesteckt und dementsprechend auch riskanter in der ETF-Anlage.
- S&P Global 1200: Mit 1200 Unternehmen ähnlich groß wie der MSCI World, jedoch sind auch Unternehmen aus Schwellenländern aufgeführt.
Gibt es den MSCI World auch in nachhaltig?
Um es vorwegzunehmen: Ja, den gibt es tatsächlich. Immer mehr Menschen möchten zwar breit gestreut und risikoarm in ETFs investieren, doch dabei auch einen ethischen oder ökologischen Anspruch verfolgen. Du suchst etwa einen MSCI World ohne Waffen oder einen weltweiten Index, in dem nur Unternehmen aufgenommen werden, die sich an ökologische, soziale und humanitäre Standrads halten.
Für Investitionen einheitliche Nachhaltigkeits- oder Sozialkriterien anzusetzen, ist dabei die größte Schwierigkeit. Doch in den letzten Jahren hat einiges an Standardisierung stattgefunden. Zentrale Bedeutung haben dabei die Schlagworte Environment, Social und Governance (kurz: ESG). Die Nachhaltigkeit eines Unternehmens wird also am Verhalten in Fragen der Umwelt, des Sozialen und der Unternehmensführung gemessen. Aufbauend auf diesen ethisch-ökologischen Kernbereichen entwickelten die Vereinten Nationen die Prinzipien für nachhaltiges Investment, die als Standard für die Bewertung eines Unternehmens in diesen Bereichen zählen können. Mehr Infos zu nachhaltigen Investitionsmöglichkeiten an der Börse findest du im Ratgeber nachhaltige Geldanlage.
MSCI World SRI Index
Mit dem World SRI Index hat MSCI einen Index im Angebot, der global und branchenübergreifend aufgestellt ist – aber ausschließlich Unternehmen abbildet, die möglichst sozial- und umweltverträglich arbeiten (Factsheet MSCI World SRI Index). MSCI hat dabei sein eigenes Analysten-Team, das Unternehmen anhand der ESG-Kriterien bewertet. Nur bei einem hohen ESG-Rating – und wenn die sonstigen wirtschaftlichen Daten passen – wird ein Unternehmen in den Index aufgenommen.
ETFs auf den MSCI World SRI Index
Auch die Performance passt
Das alte Vorurteil, wonach nachhaltig orientierte ETFs per se eine schlechtere Performance hätten als ETFs, die keinerlei Rücksicht auf ethische und ökologische Belange nehmen müssen, ist übrigens überholt. Das Beispiel des MSCI World SRI Index und anderer nachhaltiger Indizes wie dem Dow Jones Sustainability Index World Enlarged zeigen, dass gute Renditen auch mit einem nachhaltigen ETF möglich sind.